Haltung von Haflingern

Prinzipiell ist ein Haflinger robust, er kommt mir jeder Art der Haltung (sofern er wie andere Pferde auch daran gewöhnt wird) bestens zurecht.

 

Welche Haltungsform man wählt hängt von verschiedenen Dingen ab:

  • Wie alt ist das Pferd?
  • Wie wird es "genutzt"?
  • Ist es ranghoch/rangniedrig?
  • Ist es leicht- oder schwerfuttrig?

Welche Haltungsformen gibt es?

 

Boxenhaltung

Diese Haltung ist wohl am häufigsten anzutreffen.

Also Boxenhaltung wird ein eingegrenzter Raum definiert, der

 

Man unterscheidet:

  • Innenboxen (kein Fenster nach draußen)
  • Außenboxen (Fenster ins Freie, ggf. nur überdacht)
  • Paddockboxen (Box mit einem angeschlossenen kleinen Auslauf)

Die Mindest-Größe einer Box errechnet sich wie folgt: (2*Widerristhöhe)²

Bei einem 1,50m großen Haflinger ergibt sich daher 9m²  - also z.B. eine mindestens 3x3m große Box. Unterschiedliche Bauarten von Boxen geben unterschiedliche Möglichkeiten des Pferdes zur Kontaktaufnahme mit dem Boxennachbar. In der Boxenhaltung sollte jedem Pferde eine mehrstündige freie Bewegungsmölichkeit (am besten in der Gruppe) ermöglicht werden!

 

Laufstall

Hierbei leben mehrere Pferde zusammen in einem eingegrenzten Raum ähnlich einer übersimensionierten Box. Teilweise sind dabei an einer Seite des Stalles s.g. Fressgitter zu finden. Diese Haltung ist insbesondere im Winter für Jungpferde beliebt. Bei einer solchen Haltungsform sollten sich die Pferde gut vertragen und zusätzlich Auslauf im Freien erhalten.


Weidehaltung

Im Sommer leben viele Pferde 24h auf der Weide. Hier ist jedoch zu beachten, dass oftmals der Bewuchs mancher Wiesen für leichtfuttrige Pferde nicht verträglich ist. Fructanreiche, schnellwachsende Gräser lösen insbesondere die gefürchtete Hufrehe aus. Die Weidegebiete für eine 24h Weidehaltung müssen daher mit bedacht gewählt werden und eignen sich je nach Region nicht für alle Haflinger.


Offenstall

Ein Offenstall kann sehr unterschiedlich aussehen. Meist handelt es sich dabei um einen Laufstall mit angeschlossenem Auslauf, welcher befestigt sein sollte. In einem Offenstall leben mehrere Pferde zusammen. Sie werden gemeinsam gefüttert. Hier sollte darauf geachtet werden dass die Gruppen nicht zu groß sind (max. 10-12 Pferde) und die Herde ähnliche Bedürfnisse hat (schwerfuttrige & leichtfuttrige Pferde getrennt).


Bewegungsstall / Aktivstall

Bei einem Bewegungsstall / Aktivstall handelt es sich um eine recht moderne Form der Offenstallhaltung. Dabei wird darauf geachtet dass der Ruhebereich, die Fressstellen und das Wasser weit auseinander liegen, damit das Pferd einen Anreiz hat sich zu bewegen. Eine besondere Form des Bewegungsstalls ist der "Paddock Paradise". Hierbei handelt es sich um einen "Rundlauf" um die im Sommer teilweise geöffneten Weiden von 3-4m Breite. Hier werden die Pferde natürlichweise auf dem Rundkurs in Bewegung gehalten. Oftmals sind diese Ställe mit unterschiedlichen Bodenverhältnissen angelegt, so dass es insbesondere für Barhufpferde von Vorteil ist.

 

Welche Haltungsform ist für welches Pferd geeignet?

Jungpferde

sollten am besten in der Herde aufwachsen. Dabei ist viel Bewegung und Spielkameraden (insbesondere für verspielte Junghengste) das A und O. Im Sommer ist daher die Weidehaltung weit verbreitet, dennoch sollte regelmäßig (mind. 1x täglich) alle Pferde auf Verletzungen etc. genau betrachtet werden. Auch im Sommer ist die Zufütterung von Mineralien anzuraten, ebenso sollten die Hufe regelmäßig kontrolliert und bearbeitet werden.

Im Winter sind die Jungpferde in der Regel in Laufställen untergebracht und sollten dabei täglich mehrstündigen Auslauf erhalten. Eine Aufzucht in einem Offenstall oder Bewegungsstall/Aktivstall ist natürlich ebenfalls geeignet. Bei Jungpferden ist aber zu beachten, dass sie teils andere Bedürfnisse bzgl. der Fütterung haben.

Optimal ist wenn die Jungpferde nicht nur mit gleichaltrigen aufwachsen, sondern auch ältere Pferde in der Herde integriert sind, die den "jungen Wilden" auch mal in ihre Schranken weisen.

 

Stuten und Fohlen

Auch für Stuten und Fohlen ist die Haltung in einer gemischten Gruppe anzuraten. Zum Abfohlen kann es sinnvoll sein die Stute von der Herde zu trennen bis das Fohlen nicht mehr wackelig auf den Beinen steht und die Mutter-Kind-Bindung gefestigt ist. Andere neugierige Herdenmitglieder könnten in den ersten Lebenstagen für Stute und Fohlen viel Stress bedeuten . Die Wiedereingliederung in die Herde sollte dann Schrittweise erfolgen. Am besten zuerst mit dem der Stute freundlichsten Pferd. Auf eine Fohlensichere Einzäunung ist dabei zu achten, ebenso für Rückzugsmöglichkeiten für Stute und Fohlen.

 

gerittene Pferde

Für gerittene Pferde ist eigentlich jede Art von Haltung vertretbar, solange sie genügend Bewegungsmöglichkeiten und Sozialkontakt bietet. Speziell ist dabei auch darauf zu achten wie die Fütterung gestaltet wird. Die Fütterung (speziell die Rauhfutterfütterung) ist dabei eng mit der Haltung verknüpft. Insbesondere bei der Gruppenhaltung ist stets zu bedenken, dass unterschiedliche Futterwerwerter (leichtfuttrige & schwerfuttrige Pferde) individuelle Bedürfnisse haben. So ist es anzuraten keine zu großen Gruppen zu bilden. Ich persönlich sehe Herdengrößen von 6-12 Pferden als Ideal an. Meiner Erfahrung nach ist die Herde ausgeglichener, wenn sich mehr Stuten als Wallache in einer Herde befinden, ansonsten können getrennt-geschlechtliche Herden von Vorteil sein. Bei der Herdenzusammensetzung ist neben dem Geschlecht wie bereits erwähnt auf die Futterverwertung zu achten. Sehr unterschiedliche Pferde in einer Herde zusammen zu halten ist nur bedingt möglich, bzw wenn dann mit viel Arbeitsaufwand verbunden. Insbesondere schwerfuttrige Pferde benötigen mehr und leichter verdauliches Futter, während leichtfuttrige Pferde wie unsere Haflinger meist zu viel, bzw. zu schnell fressen. Daher sollte bei der Herdenzusammenstellung stets auf ähnliche Bedürfnisse geachtet werden.

 

alte Pferde

Auch alte Pferde fühlen sich in einer geeigneten Gruppe am wohlsten. Es kann sinnvoll sein (insbesondere für rangniedrige Tiere) wenn sie auch stundenweise bzw. über Nacht (v.a. im Winter) abgetrennt werden.

 

Wie kann ich für mehr Bewegung sorgen?

Neben dem Reiten oder Fahren gibt es in vielen Ställen auch das Angebot einer Führmaschine oder eines Laufbands, wo sich die Pferde kontrolliert im Schritt oder Trab ca. 1h bewegen. Dies kann insbesondere bei im Training befindende Pferde sinnvoll sein, dennoch ist gerade bei Freizeitpferden darauf zu achten, dass das Haltungssystem in natürlicher Weise für mehr Bewegungsanreize sorgt.

Wichtige Dinge sind dabei (nicht nur bei Offenstallhaltungen realisierbar!)

  • mehrere Fressstellen anbieten, ggf. weit auseinander liegend
  • Fressstellen, Tränke und Unterstand möglichst weit entfernt anlegen.
  • "Wege" bzw. einen Rundlauf um die Weide bzw. den Auslauf anlegen (dabei reicht eine Breite je nach Herdengröße von 3-4m)
  • keine zu kleine Herde wählen (mehr Pferde sorgen auch für mehr Bewegung)

 

Wie kann ich für mehr Ruhe in der Herde sorgen?

In jeder Herde gibt es Ranghohe wie auch rangniedrige Pferde. Jeder Stall ist nur so gut wie sich insbesondere auch die rangniedrigen wohlfühen. Daher ist es sinnvoll folgende Dinge zu realisieren:

 

  • Fütterung: viele Fressstellen oder Fressständer
  • keine Sackgassen, abgerundete Ecken, keine zu langen Engpässe
  • genügend Platz, insbesondere an den Fressstellen
  • "Strukturelemente": natürliche Hindernisse wie Bäume oder am Boden liegende Baumstämme bieten einem verjagten Pferd "Distanz"
  • ggf. stundenweise Abtrennung einzelner Pferde oder neue Herdenzusammensetzung

 

Wie kann ich die Gesundheit verbessern/erhalten

Je besser das Pferd untergebracht ist und damit weniger Verletzungen & Krankheiten einhergehen, desto weniger ist der Tierarzt notwendig und man kann einiges einsparen - auch wenn der Unterhalt (Pensionspreis) bzw. die Investition etwas höher ist.

 

Darauf sollte geachtet werden:

  • mind. teilweise befestigte Aufläufe (Vorbeugung von Mauke etc.)
  • Sauberkeit (regelmäßiges Misten - auch der Ausläufe), otpimal: Weidehygiene
  • sichere & genug hohe Zäune
  • gutes Weidemanagement
  • Qualitätvolles Futter & gutes Futtermanagement
  • gutes Gesundheitsmanagement (insbesondere Entwurmung)
  • keine Gefahrenstellen (herausstehende Nägel, scharfe Kanten)

Tipps zur Auswahl eines geeigneten Pensionsstalls:

 

Einen geeigneten Pensionsstall zu finden ist manchmal alles andere als leicht, sollte er doch einiges bieten. Neben der Entfernung zum Wohnort ist nicht nur die Unterbringung des Pferdes entscheidend sondern auch der Komfort für den Reiter! Oft kommen dabei folgende Fragen auf:

  • Wie wichtig ist ein Reitplatz oder gar eine Reithalle?
  • Wie wichtig ist ein Reiterstübchen für gesellige Stunden mit anderen Pferdebesitzern?
  • Wie wichtig ist die Größe der Sattelkammer/Spints?
  • Wie wichtig sind Einrichtungen wie Waschbox, Solarium, Führanlage/Laufband?

An erster Stelle sollte es aber um das Wohlergehen des Pferdes gehen, wobei man genauer hinschauensollte.

Tipp: Am besten ihr besucht einen potenziellen Pensionsstall bei schlechtestem Regenwetter (am besten nach 3 Wochen Dauerregen). So könnt ihr einiges über die Pferdehaltung etc. erfahren:

  • Haben die Pferde auch bei schlechtem Wetter genügend Bewegung?
  • Stehen die Pferde trocken oder teilweise Metertief im Matsch?
  • Wie "sauber" ist es? (Stall, Auslauf, Weiden)
  • Wie ist die Futterqualität (richt dabei am Heu bzw. an der Heulage)
  • Sprecht mit anderen Einstellern - Wie ist das Stallklima?
  • Wie und wie oft wird gefüttert/gemistet?
  • Welchen "Service" gibt es?